Online-Gesprächsrunde „China im Druck“

23.06.2022CBND

China ist kein Nischenthema mehr. In der Tagespresse wird viel über China berichtet und zahlreiche Newsletter versorgen die interessierten Leser*innen digital mit Neuigkeiten aus dem Reich der Mitte. Einige China-Expert*innen sind das wirtschaftliche Risiko eingegangen, China-Themen in gedruckter Form zu publizieren. Mit diesen Macher*innen und Herausgeber*innen von Magazinen und Verlagen mit China-Bezug im deutschsprachigen Raum fand am 8. Juni 2022 eine spannende Online-Gesprächsrunde statt. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wurde von den Konfuzius-Instituten Bonn, Düsseldorf und Metropole Ruhr (Duisburg) ausgerichtet und gemeinsam von Susanne Löhr, Susanne Baumann und Dr. Hannes Jedeck moderiert.

Die Gesprächsrunde kann unter folgendem Link online angeschaut werden: https://youtu.be/d3gv_sUoYbo

Mit Nora Frisch, Drachenhaus Verlag, Thomas Rötting, Magazin Konfuzius-Institut, und Alexandra Stefanov und Tobias Loitsch, Magazin China im Blickpunkt, wurden unter anderem folgende Fragen diskutiert:  

Was motiviert Sie dazu, zu publizieren?

Drachenhaus Verlag: Mich motiviert es, zu vielfältigen Themen rund um China zu publizieren, um die Eindimensionalität aufzubrechen, in der China hierzulande häufig dargestellt wird und Stereotypen in Frage zu stellen. Wir möchten zeigen, dass es ein China jenseits von Wirtschaft, Politik und Missßständen gibt – auch wenn diese Bereiche natürlich nicht ausgeblendet werden sollen. Vor allem geht es uns darum, deutlich zu machen, dass "die Chinesen" viele, viele Einzelschicksale sind, die keineswegs alle in einen Topf geworfen werden können.

Magazin Konfuzius-Institut: In der deutschsprachigen Medienlandschaft gibt es jede Menge Berichterstattung über China, meist Nachrichten aus Politik und Wirtschaft. Mit unserem Magazin bieten wir spannende Reportagen, Berichte, Interviews und Essays zu Themen der Gesellschaft, Kultur und Sprache Chinas an – und das meist aus zeitgenössischer Perspektive und begleitet durch eine starke visuelle Gestaltung, für die wir bereits mit Preisen ausgezeichnet wurden. Neben dem allgemein an China interessiertem Publikum ist unser Heft bei Lerner:innen der chinesischen und deutschen Sprache beliebt – es ist zweisprachig und man kann parallel lesen und lernen. Diese Doppelfunktion motiviert uns: Spannende Einblicke in die chinesische Welt ermöglichen und zugleich ziemlich cooles Lehrmaterial anbieten.

Magazin China im Blickpunkt: Wir sind der Meinung, in der deutschsprachigen Medienlandschaft wird in Bezug auf China zu viel über Politik sowie Krisen berichtet, aber zu wenig über den Alltag vor Ort. Mit unserem Magazin möchten wir einen Beitrag dazu leisten, Menschen und Geschichten in den Blickpunkt zu rücken, Verständnis zu schaffen und persönliche Erfahrungen zu teilen. Denn nur Offenheit und gegenseitiger Respekt können dazu dienen, China auf Augenhöhe zu begegnen, um unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Wie wählen Sie Ihre Themen und Autor*innen aus?

Drachenhaus Verlag: Manchmal suche ich gezielt nach Themen (wie aktuell z. B. nach chinesischen Krimis), aber bei den vielen Manuskripten und Buchvorschlägen, die mir zugeschickt werden, muss mich der Inhalt auf jeden Fall überzeugen, er muss den Leser*innen Neues bieten, interessant sein und/ oder literarisch herausragend.

Magazin Konfuzius-Institut: Es gibt sechs Ausgaben pro Jahr mit je einem Schwerpunktthema, das wir aus vielen Perspektiven mit verschiedenen Formaten angehen. Dieses monothematische Vorgehen macht die Hefte zeitlos. Bei der Suche nach Autor:innen lassen wir uns von der Recherche in der deutsch-, englisch- und chinesischsprachigen Medienlandschaft inspirieren und profitieren von unserem über Jahre aufgebauten Netzwerk und den bis 2019 jährlich durchgeführten Redaktionsreisen nach China. Und die Themenfindung unserer Redaktion ist ziemlich leicht: Es gibt in und mit China so viel Spannendes zu entdecken!

Magazin China im Blickpunkt: Wichtig ist eine Authentizität der Beiträge und ebenso die Einzigartigkeit. Dazu soll eine breite Vielfalt an Themen gewährleistet sein. Wir sind generell offen für alle Interessierten, welche sich als Autorin oder Autor einbringen möchten.

Wie groß ist der Markt und wie hart die Konkurrenz?

Drachenhaus Verlag: Im Vergleich zum englischsprachigen Markt ist der deutschsprachige ziemlich überschaubar – allerdings ist auch die Konkurrenz nicht ganz so groß (soweit mir bekannt ist, gibt es im deutschsprachigen Raum neben dem Drachenhaus Verlag nur noch einen Verlag, der sich ausschließlich auf Publikationen aus und über China spezialisiert hat, aber mit einem etwas anderemn Programmschwerpunkt).
Das Problem mit Publikationen von Büchern oder anderen Printmedien zum Thema China ist aktuell jedoch nicht so sehr der Markt oder die Konkurrenz, sondern vielmehr die weit verbreitete negative China-Stimmung: Diese trägt dazu bei, dass derzeit wenig Interesse daran besteht, sich eingehender mit Land und Leuten zu befassen. Dazu kommen die erschwerten Reisebedingungen, die den Rückgang des "China-Booms" der letzten Jahre erklären, denn über ein Land, das man nicht bereisen kann, ist man kaum motiviert, viel zu lesen.

Magazin Konfuzius-Institut: Wir sind ja nicht am freien Markt unterwegs, denn wir sind die Zeitschrift der Konfuzius-Institute und damit „corporate communication“. Unsere Druckausgabe erreicht einen Abonnentenkreis von etwa 400 Personen und die Hefte liegen in vielen Konfuzius-Instituten und einigen anderen Einrichtungen mit Chinabezug aus. Hinzu kommt die digitale Ausgabe, die über eine issuu-Webseite, die KI-Leipzig-Webseite und das chinesische Social-Media-Portal WeChat ausgespielt wird.

Magazin China im Blickpunkt: Wir sehen aktuell keine direkte Konkurrenz im deutschsprachigen Markt für unser Print-Magazin. Insbesondere in der Art und Weise, wie wir Inhalte zu China veröffentlichen, sehen wir noch weiteres Potenzial, um mehr Leserinnen und Leser zu erreichen und China-Interesse zu wecken.

Was sagen die Leser*innen?

Drachenhaus Verlag: Das würde uns natürlich auch sehr interessieren, eine Frage, die man an die Leser*innen weitergeben müsste! Auf Messen und bei Lesungen bekomme ich aber von Menschen, die unsere Bücher entdecken, häufig zurückgemeldet, wie interessant sie unsere Themen und wie schön sie unsere Bücher finden. Das motiviert uns natürlich – trotz all der Schwierigkeiten, mit denen ein Kleinverlag mit Nischenthema tagtäglich so zu kämpfen hat, – optimistisch zu bleiben und weiterzumachen!

Magazin Konfuzius-Institut: Häufig erreicht uns sehr positives Feedback von unseren Leser:innen. Hier habe ich einige Zitate (anonymisiert) zusammengestellt:

„Eine Ausgabe Ihres Magazins für chinesische Sprache und Kultur habe ich mit großem Interessen und Freude gelesen. Eine interessant zusammengestellte Mischung aus übergreifenden Themen und kleinen, praktischen Hinweisen! Einfach toll! Danke!“

„… sooo eine tolle Zeitschrift. Die Inhalte, die Ausgewogenheit der Artikel, das tolle Layout ... wenn Sie möchten kann ich noch lange weiterschwärmen.“

„Mit großer Begeisterung habe ich gerade online das Konfuzius Magazin gefunden und digital verschlungen.“

„Ich war auf der Suche nach zweisprachigen Magazinen - kannte bislang nur das world of Chinese Magazine - und habe online (in einem Reddit Forum) um Empfehlungen gebeten. Da wurde gleich euer Magazin genannt, also habe ich es online getestet und für toll befunden ;-)“

Magazin China im Blickpunkt: Mit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe haben wir durchweg positives Feedback erhalten. Selbst ein gestandener Medien-Profi schrieb in seiner Kritik: „Der erste Wurf ist gelungen, wenn man bedenkt, dass beide Herausgeber keine Magazinprofis sind, die sich aber akribisch und hartnäckig in das Mediengeschäft eingearbeitet haben.“ Das hat uns wirklich riesig gefreut und glücklich gemacht.

 

Herzlichen Dank an Nora Frisch, Thomas Rötting, Alexandra Stefanov und Tobias Loitsch für die interessanten Einblicke und die schriftliche Beantwortung der Fragen für die Leser*innen des CBND.

Die Online-Gesprächsrunde „China im Druck“ wurde von den Konfuzius-Instituten Bonn, Düsseldorf und Metropole Ruhr (Duisburg) ausgerichtet.