Duisburg – Deutschlands angehende China-Stadt

30.03.2021PKF Fasselt

Einst bekannt für ihre Stahl- und Kohleindustrie, ist die Stadt Duisburg heute kaum wiederzuerkennen. Wer wissen will, wie es um Deutschlands angehende China-Stadt aktuell steht, muss zum Duisburger Hafen fahren. Denn hier endet die 11.000 Kilometer lange Bahnstrecke, ein Teil der neuen Seidenstraße, die im chinesischen Chongqing beginnt und über Russland, Polen und Kasachstan zur Endstation in Duisburg-Rheinhausen führt. Von hier aus werden die Güter weiter für den Transport in die anderen Teile von Europa verladen. Die Nachfrage ist groß. Kein Wunder also, dass sich in den letzten Jahren immer mehr chinesische Unternehmen vor allem aus dem Logistik-Bereich in Duisburg angesiedelt haben.

Chinatown Duisburg wächst

Der Zuwachs der chinesischen Unternehmen in der Region macht sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar. Wo früher meist größere Städte für die Neuansiedlung präferiert wurden, wird immer häufiger die Gegend rund um Duisburg bevorzugt. „Duisburg ist in China mittlerweile bekannter als Städte wie Köln oder sogar München“, so Yundan Bao.

Yundan Bao stammt aus einer kleinen Stadt in der chinesischen Provinz Jiangsu und kam 2010 zum Studium nach Duisburg. „Als ich vor 11 Jahren gerade nach Duisburg gekommen bin, gab es kaum chinesische Restaurants. Diese sind erst seit ein paar Jahren sichtbar geworden“. Die Zunahme der chinesischen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten, vor allem im Duisburger Stadtteil Neudorf, dem kleinen Chinatown von Duisburg, ist auf die Nähe zur Universität zurückzuführen. Hier leben nicht nur rund 2.000 chinesische Studierende, sondern befindet sich auch der Lehrstuhl für Ostasienwirtschaft/China, an welchem Yundan Bao bis 2014 Modern East Asian Studies studiert hat.

PKF China Desk-Leiterin in den ARD-Tagesthemen

Seit 2014 arbeitet Yundan Bao nun bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PKF Fasselt und berät im dortigen China Desk chinesische Investoren und Unternehmer bei ihrem Eintritt in den deutschen Markt. Derzeit gibt es mehr als 120 chinesische Unternehmen mit Sitz in Duisburg, das sind dreimal so viele wie noch im Jahr des Staatsbesuches von Xi Jinping in Duisburg 2014. Baos chinesische Sprachkenntnisse, aber auch das Verständnis für die Mentalität der Chinesen spielen in der Beratung und Betreuung dieser Unternehmen eine wichtige Rolle. Zahlreichen Investoren mangelt es an Wissen für viele deutsche Gegebenheiten, Gesetze und Regelungen. Durch ihre Arbeitserfahrung in China, die sie vor ihrem Masterstudium an der Universität Duisburg-Essen gesammelt hat, kann sie die Unternehmer besser verstehen und einige Unklarheiten aus dem Weg räumen. Darüber hinaus lebt sie schon seit mehr als 10 Jahren in Deutschland, hat einen deutschen Ehemann und verfügt damit über ausreichend kulturellen Hintergrund über Deutschland, um als Vermittlerin zwischen den chinesischen und deutschen Partnern zu fungieren.

Am 9. März 2021 erschien in den ARD-Tagesthemen ein Beitrag zum Thema „Duisburgs Hafen – Hoffnung im Strukturwandel“, in dem die PKF China Desk-Leiterin Yundan Bao mitgewirkt hat. Aus ihrer Sicht wird Duisburg zunehmend mehr und mehr chinesischer. Denn vor einigen Jahren musste man noch mühsam den deutschen Geschäftspartnern aus der Region die Funktion und die Bedeutung von WeChat erklären. Heutzutage verwendet Yundan Bao WeChat Pay, um ihre Einkäufe im nahe gelegenen chinesischen Supermarkt in Duisburg zu bezahlen, oder sie nutzt Alipay für die Besorgungen bei einer bekannten deutschen Drogeriekette um die Ecke. Duisburg ist bereits auf dem Weg, Deutschlands China-Stadt Nr. 1 zu werden. Immerhin ist Duisburg jetzt schon Chinas Logistik Drehscheibe – das Potenzial ist also da.

PKF China Desk-Leiterin Yundan Bao in den ARD-Tagesthemen zum Thema „Duisburgs Hafen – Hoffnung im Strukturwandel“. Quelle: PKF Fasselt.