Die Corona-Pandemie in China und der Welt – Was kommt danach?

05.05.2020Konfuzius-Institut Metropole Ruhr

China-Experten der Universität Duisburg-Essen gaben ihre Einschätzungen und wagten einen Ausblick

Was bedeutet die Pandemie für China und die Welt? Wo stehen wir aktuell und was kommt auf uns zu? Dazu gaben drei China-Experten der Universität Duisburg-Essen ihre Einschätzung. Regelmäßig bietet das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr dieses Format an, in dem das Direktorium tagesaktuelle China-Themen zeitnah beleuchtet und Einschätzungen rund um Entwicklungen im Reich der Mitte gibt. Die Diskussionsrunde am Mittwoch, den 06.05.2020, wurde ins Internet verlegt. Die Online-Veranstaltung lockte fast 100 interessierte Zuhörer*innen aus Duisburg und anderen Regionen Deutschlands vor ihre Computer- und Smartphone-Bildschirme. Wie gewohnt konnte das Publikum sich auch im neuen Online-Format durch Fragen aktiv einbringen.

Politik, Wirtschaft und Medizin – Einschätzungen aus drei Fachdisziplinen

An der Diskussion beteiligten sich Prof. Dr. Thomas Heberer, Politik und Gesellschaft Chinas, Prof. Dr. Markus Taube, Wirtschaft Chinas, und der Virologe Prof. Dr. Mengji Lu, Universitätsklinikum Essen. Bewusst wurde mit Prof. Lu auch ein Mediziner in die Runde der Direktoren eingeladen, der seine Sicht auf die Pandemie mit einbringen konnte. Dank dieser interessanten Konstellation konnten Themen und Fragen, die derzeit in der deutschen Öffentlichkeit diskutiert werden, aus drei unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Moderiert wurde die gut 90-minütige Online-Veranstaltung von Susanne Löhr, Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr.

Eines der Themen war der Blick auf den Anfang der Pandemie in Wuhan. Die drei Experten gingen dem Vorwurf des Westens nach, dass in China zu langsam auf den Ausbruch des Corona-Virus reagiert habe und Informationen zurückgehalten worden seien. Weiter beleuchteten sie die neuen und alten Konfliktfelder und Trends im Schatten der Corona-Krise: Die Rivalität zwischen China und den USA, die globale wirtschaftliche Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit, die Rolle Europas, die unterschiedlichen nationalen Strategien zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und die Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft.

Nicht gerade positiv fiel der Ausblick in die Zukunft aus – abgesehen vom medizinischen Bereich. Prof. Lu konstatierte, dass der deutsch-chinesische Kontakt und Austausch im wissenschaftlichen und klinischen Bereich ununterbrochen intensiv gewesen sei. Daneben teilte er seine Beobachtungen zur Berichterstattung in den Medien im Westen respektive China.

Auf politischer Ebene wäre gemäß Prof. Heberer angesichts der derzeitigen Notlage ein kooperatives Verhalten in der Weltgemeinschaft erstrebenswert. Er sieht in diesem Szenario die Weltmächte USA und China in Führungsrollen. China fehle hierfür im Westen die Vertrauensbasis. Das gegenwärtige Verhalten der USA sei weder hilfreich noch zielführend. Europäische Vorschläge seien allerdings begrüßenswert, ebenso Chinas Teilnahme einer entsprechenden Online-Konferenz auf europäische Initiative vor zwei Tagen. Die USA nahm bedauerlicherweise nicht teil.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunft sieht Prof. Taube eine massive De-Globalisierung auf uns zukommen, die durch die Corona-Pandemie noch weiter beschleunigt wird. Das Kernproblem sieht er aber weniger in der Globalisierung per se, die er positiv wertet, als vielmehr in der ungerechten Verteilung, der im Rahmen der Globalisierung generierten Wohlfahrtsgewinne. In der Konsequenz müssen wir demnach mit einer zweigeteilten Welt rechnen, mit den USA auf der einen und China auf der anderen Seite. Wirtschaftssanktionen (Secondary Sanctions) werden Europa und Unternehmen weltweit gemäß Taube dazu zwingen, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen.

Neugierig geworden?

Einen ausführlichen Bericht sowie mehr Informationen und Termine finden Sie auf der Webseite des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr: www.konfuzius-institut-ruhr.de.

Wir freuen uns darauf, Sie bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.

Konfuzius-Institut Metropole Ruhr
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